
Diese Erkenntnis haben wir dem Kaufmann von Venedig zu verdanken. Der Prinz von Marokko soll aus drei Kästchen das richtige wählen, um das Herz seiner Angebeteten Porzia zu gewinnen. Oberflächlich wie er nun mal ist, entscheidet er sich für das augenscheinlich Schönste – das Güldene – und fällt damit prompt beim „Liebestest“ durch. Bäm!
PORZIA:
Da nehmt ihn, Prinz, und liegt mein Bildnis da,
So bin ich Euer.(Er schließt das goldne Kästchen auf.)
MAROKKO:
O Hölle, was ist hier?
Ein Beingeripp, dem ein beschriebner Zettel
Im hohlen Auge liegt? Ich will ihn lesen:
„Alles ist nicht Gold, was gleißt,
Wie man oft Euch unterweist.
Manchen in Gefahr es reißt,
Was mein äußrer Schein verheißt;
Goldnes Grab hegt Würmer meist;
Wäret Ihr so weis als dreist,
Jung an Gliedern, alt an Geist,
So würdet Ihr nicht abgespeist
Mit der Antwort: Geht und reist.“Ja fürwahr, mit bittrer Kost;
DER KAUFMANN VON VENEDIG, AKT II, SZENE VII
Leb wohl denn, Glut! Willkommen, Frost!
Lebt, Porzia, wohl! Zu langem Abschied fühlt
Mein Herz zu tief; so scheidet, wer verspielt.