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Gedankenmalerei

Shakespeare-sei-dank!

Die Zeit war schon bei den alten Griechen „scharfzahnig“, doch erst Shakespeare machte diese Redewendung mit seinem Stück Maß für Maß populär. Dort lobt der Herzog seinen Statthalter Angelo mit blumigen Worten für die vermeintlich gute Arbeit während seiner Abwesenheit. (Spoiler-Alarm: Angelo hat sein Amt missbraucht und wird wenig später zur Rechenschaft gezogen.)

HERZOG:
Euch beiden herzlichen, vielfachen Dank!
Wir haben uns erkundigt, und vernehmen
So trefflich Lob von eurer Staatsverwaltung,
Wie’s öffentlichen Dank von uns erheischt,
Bis auf vollkommnern Lohn.

ANGELO:
Euch um so mehr verpflichtet!

HERZOG:
Oh! Solch Verdienst spricht laut; ich tät‘ ihm Unrecht,
Schlöss‘ ich’s in meiner Brust verschwiegne Haft,
Da es verdient, mit erzner Schrift bewahrt
Unwandelbar dem Zahn der Zeit zu trotzen
Und des Vergessens Sichel. Reicht die Hand,
Zeigt Euch dem Volk, damit es so erfahre,
Wie äußre Höflichkeit gern laut verkündet
Des Busens innre Liebe. Escalus,
Kommt her; steht hier zu meiner andern Hand –

Ja, ihr seid wackre Stützen! –

MASS FÜR MASS, AKT 5, SZENE 1

Wacker stützen können wir uns wiederum auf unzählige solcher Redewendungen und Wortschöpfungen. Der englischen Sprache schenkte Shakespeare mehr als 1700 kreative Kreationen (hurly-burly, anyone?) und ein beachtlicher Teil davon hat es auch in unseren Alltag geschafft. Wenn ihr also das nächste Mal vom Herz aus Gold redet oder viel Lärm um nichts macht, denkt kurz an den wohl größten Wortzauberer aller Zeiten, ohne den unsere Sprache und unser Leben um einiges ärmer wäre.

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